Lake Louise

Endlich unterwegs!

15.03.2008 – 28.03.2008

KANADA: LAKE LOUISE – ENDLICH UNTERWEGS…

Wir können es beide gar nicht so recht glauben: Endlich geht es los! Nach monatelangem Planen, nach jahrelangem Träumen und frisch verheiratet stehen wir am Flughafen München, und es soll nun wirklich losgehen. Losgehen in unseren Traum. Nur leider soll es nicht nur für uns losgehen: die Schlange vor dem Check-in ist unendlich lang.

Es ist Ferienbeginn (Osterferien in Bayern), und der Flughafen ist mehr als voll. Dazu haben wir viel, sehr viel Gepäck (inkl. Ski und Skischuhe) und schaffen es in allerletzter Minute, noch eingecheckt zu werden. Langes und mühseliges Prozedere an der Sicherheit (jeder zweite Fluggast verdankt es heute dem inzwischen – damals zum Glück gescheiterten – Schuhbomber, bei jedem Flug seine Schuhe röntgen lassen zu müssen und strumpfsockig auf dem eiskalten Boden zu warten, bis die Schuhe wieder das Tageslicht erblicken und an den ihnen bestimmten Platz zurück dürfen), bis wir letztendlich zum Flugzeug rennen. Es bleibt keine Zeit für Abschiede, vielleicht auch besser so.

Nach gut acht Stunden, einem angenehmen und ruhigen Flug, erreichen wir Toronto. Von hier sind es noch einmal weitere vier Stunden, bis wir in Calgary ankommen. Schnell haben wir unseren Mietwagen, einen lilafarbenen(!!) Chevrolet Trailblazer übernommen und fahren bei starkem Schneesturm nach Calgary ins Hotel. Dort angekommen, genießen wir das erste Bier auf unserer Reise (und sicher nicht das letzte). Dann fallen wir todmüde und überglücklich, endlich unterwegs zu sein, ins Bett.

0010Am nächsten Tag – wir sind sehr früh wach (Zeitverschiebung) – hört man es sofort: Tina hat sich einen faustdicken (kanadischen?) Schnupfen eingefangen. Wir, Tina verschnupft und müde, Jakob nur müde, machen uns in unserem lilafarbenen SUV (diese Farbe ist bar jeder Vorstellungskraft) auf in Richtung Banff bzw. Lake Louise. Beide Orte liegen im Banff Nationalpark, für den wir uns auch gleich mal ein Jahresticket kaufen dürfen (es gibt nur ein Eintages-, Dreitages-, Wochen- oder eben Jahresticket; der Spanne zwischen 7 und 365 Tagen wird leider keine Rechnung getragen). Eine schöne Fahrt führt uns durch frisch die verschneite Landschaft über kleine, schneebedeckte Straßen (Bow Valley Parkway, parallel zum berühmten Trans Canada Highway). Nach gut drei Stunden kommen wir im Hotel in Lake Louise an. Es wird seit über 25 Jahren von den beiden Schweizer Brüdern André und Georg Schwarz betrieben. Der Schweizer Einfluss ist definitiv nicht zu übersehen; auch wenn nicht alles ganz so aussieht wie in der Schweiz…

Unseren ersten wirklichen „Reisetag“ widmen wir der „Besichtigung“ von Lake Louise – bestehend aus einer kleinen Ansammlung von Läden, ein paar Bungalows, zwei Tankstellen ……. sonst nichts. Und all das symmetrisch um eine Kreuzung arrangiert. Die Landschaft ist jedoch umwerfend schön; diese Größe und Weite kennen wir als Gebirgseuropäer nicht. Wald so weit das Auge reicht, hohe schneebedeckte Berge und kristallklare Flüsse. Der Ort Lake Louise (1.661 m.ü.M.) liegt unterhalb des malerisch gelegenen Sees Lake Louise(1.731 m.ü.M.). Hinter und um den Lake Louise erheben sich einige stattliche Berge wie Mount Victoria (3.459 m), Mount Temple (3.547 m) oder Hungabee Mountain (3.492 m). Am Lake Louise liegt das bekannte Hotel Fairmont Chateau Lake Louise; ein in seiner enormen Größe und der wunderschönen Lage beeindruckender Bau. Die Architektur dieses Hauses erinnert stark an die pompösen und luxuriösen Hotelbauten der Jahrhundertwende (19. Jh/20. Jh) in der Schweiz.

Und dann gibt es noch das weltbekannte Skigebiet Lake Louise; hier werden sogar FIS Weltcup Rennen abgehalten. Dieses Skigebiet ist ja momentan auch der Hauptgrund unserer Anwesenheit – und somit das Skifahren. Es gibt nicht so viele Lifte, jedoch viel, viel mehr Pisten als in Europa, da man hier auf Grund der nicht so steilen Berge mehr Pisten (ohne Lawinengefahr) anlegen kann oder einfach als „Powder Run“ freigibt.

Lake Louise als Ort ist sicher keine Reise wert. Die Landschaft, das Skigebiet und die Natur entschädigen aber bei weitem. Der Banff Nationalpark liegt auch im Sommer auf unserer geplanten Route. Wir sind gespannt, wie es dann hier sein wird.

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Noch immer plagt uns der Jetlag (und Tina der Schnupfen), weshalb wir beschließen, uns Banff, etwa 40 Autominuten von Lake Louise entfernt, anzuschauen. Um es gleich vorwegzunehmen: wir verstehen nicht wirklich, was jährlich über 4.000.000 Besucher in diesen Ort bringt. Die Struktur der Einkaufsmöglichkeiten ist der Anzahl der Besucher direkt angepasst: auf einen (und wie wir glauben einzigen) Supermarkt kommen ca. 30 Souvenirläden. Hier gibt es alles, was des Souvenirjägers Herz begehrt. Etwas Typisches oder handwerklich Wertvolles (oder wenigstens Schönes) finden wir leider nicht; wir haben es jedoch nach Souvenirladen Nr. 12 auch aufgegeben. Erwähnenswert ist aber, dass es hier einen Louis Vuitton-Laden gibt. Kaum zu glauben, dass Banff jährlich über 4 Millionen Besucher haben soll…

Beeindruckt sind wir vom riesigen, schlossähnlichen Fairmont Banff-Springs-Hotel (von den Einheimischen Banff Castle genannt). Wir machen einen Spaziergang im Wald, im festen Glauben, auf die Bow Falls zu stoßen, die sich, wie wir später feststellen, direkt am Parkplatz befinden. Der Spaziergang war trotzdem schön!

An unserem dritten Tag in Kanada, von den Ortschaften ein bisschen enttäuscht, machen wir uns auf in die Natur (deretwegen wir ja eigentlich auch hier sind). Wir brechen auf zum Johnston
Canyon. Eine wunderschöne, vierstündige Wanderung entlang einer Klamm (=enge Schlucht) bis hoch hinauf zu den so genannten Ink Pots, mehreren blauen und türkisfarbenen Quellen. Auf einem der zahlreichen und sehr informativen Hinweisschilder lernen wir, dass die verschiedenen Farben etwas mit der Fließgeschwindigkeit, den Sedimenten und den somit dort befindlichen Mineralien zu tun haben. Das Wetter ist inzwischen besser, am Vormittag hatte es leicht geschneit, und wir erleben wunderbare Natur, so, wie man sich Kanada vorstellt! Außerdem sehen wir (Tina hat ihn über ihre rote Schnupfennase hinweg entdeckt) unseren ersten Elch und drei “white-tailed deers“, die seelenruhig die Straße vor uns überqueren.

Die gestrige Wanderung, so schön sie auch war, hat nicht gerade den Heilungsprozess gefördert: Tina verbringt den Tag im Bett, Jakob erkundet das Skigebiet Lake Louise und ist begeistert! Tina liest fleißig Reiseführer und stellt fest, dass es so viel zu entdecken und zu sehen gibt, dass ein Jahr nie und nimmer ausreichen wird! Nun ja, erst mal haben wir ja noch 361 Tage vor uns, dann sehen wir weiter…

Tinas kanadischer Schnupfen hat sich als zäh herausgestellt, aber Dank unserer umfangreichen Reiseapotheke nicht als unbesiegbar. Tina ist glücklicherweise wieder fit, und zusammen machen wir uns auf, das Skigebiet zu entdecken. Die Namen der Pisten geben einem meist schon mal eine Idee, um welche Abfahrten es sich dabei handeln könnte (und falls nicht, klingen sie einfach irgendwie schön): „Easy Street“, „Playground“, „Grizzly Gully“, „Wiwaxy“, „Turn and Burn“, „Hell’s Kitchen“, „Wounded Knee“, „Adrenaline“ „The Beast“ oder „Exit only“…..

Nachdem wir das Gebiet von Lake Louise gründlich „durchkämmt“ hatten, waren wir noch zwei Tage in Kicking Horse, British Columbia. Dieses Gebiet gibt es erst seit dem Jahr 2000, und daher ist alles noch sehr neu und „aufgeräumt“. Zahlreichen Broschüren ist zu entnehmen, dass die Verantwortlichen dort noch viel vorhaben: in den letzten Jahren wurden bereits 270 „Holiday Homes“ errichtet, bis zum Jahre 2012 sollen es dann knapp 4.000 sein. Das Skigebiet soll fast doppelt so groß werden, ebenso die Anzahl der Lifte. So etwas ist in Europa schlicht unvorstellbar (mangels Platz und Schnee – in Lake Louise und Kicking Horse fallen durchschnittlich knapp 8 Meter (!!) Schnee pro Jahr). In Kicking Horse werden, die Verantwortlichen haben scheinbar aus Fehlern in anderen Gebieten gelernt, keine Betonburgen hochgezogen, sondern sehr ansprechende Holzhäuser, die in einem sehr weitläufigen Gebiet verteilt sind. Es wird auch erst gebaut, wenn das Grundstück (samt Baugenehmigung) verkauft ist. Das Skigebiet Kicking Horse erreicht man von Lake Louise aus bequem und schnell über den Trans-Canada-Highway in knapp 60 Minuten.

Kicking Horse liegt deutlich tiefer als Lake Louise (Lake Louise: 1.661 M.ü.M., Kicking Horse: 1.190 M.ü.M.), so dass es im Tal zwar weit weniger winterlich wirkt als in Lake Louise, auf der Piste aber dafür ausgesprochen griffiger Schnee liegt. Das Pistenangebot in Kicking Horse ist abwechslungsreicher, da man oft direkt von einer grünen Anfängerpiste auf eine schwarze Fortgeschrittenenpiste wechseln kann. Im Vergleich zu europäischen Skigebieten ist grundsätzlich alles viel größer, breiter und ausgedehnter. Das alles umschreibende Wort ist schlicht und ergreifend: Platz und nochmals Platz! Im Gegensatz zu Europa ist hier ein abgestecktes Gebiet als Skigebiet freigegeben, d. h. man darf neben den präparierten Pisten auch durch die Wälder sowie Täler und Schluchten fahren. Leichte wie schwere Pisten liegen direkt nebeneinander, dazwischen Buckelpisten in unterschiedlichsten Längen, so dass Anfänger und Fortgeschrittene wunderbar „nebeneinander“ wedeln können.
Leider hatten wir die letzten zwei Wochen mit dem Wetter nicht so wirklich Glück, die meiste Zeit gab es einen Wechsel aus Sonne und Wolken, und zwischen drin Schneesturm und viel Wind. Und kalt war es! Aber wunderschön!

Unsere „erste“ Zeit in Kanada ist nun zu Ende und morgen geht es erstmal weiter in die USA, nach Aspen und Vail. Zum Skifahren. Was wir bisher von Kanada gesehen haben, hat uns nicht nur gut gefallen, sondern tief beeindruckt. Bald werden wir wieerzurück in Kanada sein, dann sollte es fast schon Frühling sein und wir sind gespannt, wie es dann sein wird.

P. S.: Heute ist unser Auto verschifft worden. Hoffentlich. Dank des österlichen Wintereinbruchs in Europa ein paar Tage verspätet.

 

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