Aspen & Vail

Ski total!

29.03.2008 – 11.04.2008

USA: ASPEN/VAIL

Getreu dem Motto „travel light“ machen wir uns mit unseren ca. 80 Kg Gepäck am 28. März von Lake Louise auf den Weg nach Calgary. Wir dachten, es sei eine gute Idee, sich wenigstens kurz Calgary anzuschauen. In diesem Fall ist leider „der Wunsch der Vater des Gedankens“. Calgary ist wirklich nicht sehenswert, und so sitzen wir (etwas länger als geplant) auf dem Fernsehturm und genießen den Blick auf die Rocky Mountains.

Von Calgary (Kanada) fliegen wir über Denver (USA) nach Aspen (Colorado, USA). Als wir am Flughafen ankommen, werden wir mit den netten Worten „with these strange German Passports you go over there…“ begrüßt; wir belassen es dabei und reihen uns in die Schlange der „Stranger“ ein. Eine nette Dame checkt uns ein, und wir können unser Glück kaum fassen, all das ohne Übergepäck zahlen zu müssen. Glücklich machen wir uns auf den Weg zur obligatorischen Sicherheitskontrolle. Für uns ist es ein Novum, dass man bei der (bevorstehenden) Einreise in die U.S.A. alle „Immigration“-Angelegenheiten bereits in Kanada erledigt. Man ist noch in Kanada, aber offiziell schon in Amerika. Komisch!

An der Sicherheitskontrolle werden wir von Mitarbeitern der „Homeland Security“ bis auf die Unterhose gefilzt. Auf unsere Frage, warum nun gerade wir, erhalten wir die Antwort, dass auf unseren Boarding-Karten „SSSS“ vermerkt sei. Bei diesem Vermerk sind die Mitarbeiter der „Homeland Security“ verpflichtet, sich alles ganz genau anzuschauen. Wie wir zu der Ehre der „SSSS“ kämen, fragen wir. Das entscheiden die Mitarbeiter der Airlines am Check-in. Aha! Wir fragen uns, was wir der netten Dame vom Check-in getan haben, außer dass wir halt in der Schlange der „Stranger“ standen….
Nach gut 25 Minuten wissen wir hochoffiziell, dass wir keine Gefahr für die U.S.A. darstellen, und genießen unseren (inzwischen wirklich) wohlverdienten ersten Kaffee, und der Tag kann beginnen.

Der Anschlussflug von Denver nach Aspen (42 Minuten Flugzeit) stellt sich als Geduldsprobe heraus. Wie wir am Gate erfahren, sind schon den ganzen Tag auf allen verfügbaren Flügen amerikanische Kriegsveteranen im Rollstuhl ebenfalls auf dem Weg nach Aspen. Dies bedeutet, dass bei jedem Flug erst die Veteranen gesetzt werden, was wiederum einen enormen Zeitverlust in dem eh schon eng gestrickten Zeitplan der Airline bedeutet. Denn nach Platzierung der Veteranen im Flugzeug müssen alle Rollstühle wieder herausgebracht und auseinandergebaut werden, um letztendlich sachgerecht im Bauch des Flugzeugs verstaut werden zu können. Das dauert alles seine Zeit. Unsere Maschine kommt schon gleich mal mit einer Stunde Verspätung in Denver an.
Endlich an Bord, wird uns nach einiger Zeit vom Kapitän mitgeteilt, dass beim Verladen der Rollstühle ein Kabel gerissen sei (über das dem Piloten im Cockpit gezeigt wird, ob alle Türen verschlossen sind; es waren auch alle Türen verschlossen, nur das blöde Lämpchen meldete „offen“) und das dies erst repariert werden müsse. 90 Minuten später heben wir endlich ab. Aspen, wir kommen!

Vom Flughafen in die Stadt ist es nur eine kurze Fahrt, und wir fragen uns ernsthaft, wo man jetzt hier noch Ski fahren kann. Es hat knapp 13°C, es regnet, und es liegt kein Flöckchen Schnee im Tal. Etwas enttäuscht schauen wir vor dem Schlafengehen noch einmal aus dem Fenster über das nächtliche und frühlingshafte Aspen. Wir ziehen den Vorhang zu. Gute Nacht.

0011Am nächsten Morgen ziehen wir den Vorhang wieder auf (wir wollten eigentlich nur schauen, wie das Wetter ist) und können es nicht fassen: Schnee! Schnee, so weit das Auge reicht. Nicht nur ein Hauch von Schnee, nein, knapp 35 cm! 35 cm frischer Pulverschnee! Und es schneit immer noch. Nix wie in die Skiklamotten und in die Gondel. Der Tag ist sensationell. Es schneit noch weitere 20 cm, und wir fahren auch auf den Pisten durch frischen „Champagne Powder“. Der nächste Tag bringt Sonne satt, und bei strahlend blauem Himmel fahren wir immer noch durch frischen „Champagne Powder“. Es ist einfach fantastisch.

Nach 2 ½ Tagen sind unsere Beine todmüde, und wir beschließen, den restlichen Tag die so genannte „The Rich & Famous of Aspen“-Tour zu machen. Terry, unser Guide ist wirklich prima und erzählt, erklärt und zeigt uns sehr viel auf dieser 150 Minuten langen Tour:

Aspen liegt auf 2.405 M.ü.M und ist heute eine der reichsten Städte Amerikas. Hier fing alles um 1879 mit der Entdeckung enormer Silbervorkommen an (der größte jemals gefundene Silbernugget hatte die Größe eines VW-Busses!). Die Ära des Sikfahrens begann während des 2. Weltkriegs (hier nennen sie diese Zeit die „quiet years“), als die 10th Mountain Division am Aspen Mountain für ihren Einsatz gegen Hitler und Mussolini in den italienischen Alpen Kampftaktiken trainierte. Nach ihrer Rückkehr aus dem Krieg bauten einige der Veteranen den ersten Sessellift (1945 – 1947) Aspens. Teile davon kann man noch heute besichtigen (siehe Fotos). Seinerzeit festigte sich der Ruf des „Party Mountain“ für den Aspen Mountain, weil der Sessellift aus massivem Stahl war, die Fahrt ewig dauerte und die Herrschaften, oben angekommen, so durchgefroren waren, dass sie sich erst mal mit viel, viel Brandy wärmen mussten.
Aspens Aufstieg zum „Place to be for Ski“ begann 1956 mit Gary Cooper („High Noon“ – „12 Uhr Mittags“), der sich hier als erster Prominenter eine Immobilie kaufte und viele seiner Freunde hier herbrachte. Heute haben sehr viele Prominente ein „Häuschen“: Donald Trump (der jedoch nie hier ist), Martina Navrátilová (hat gleich vier Häuser hier), Michael Schumacher (Wert ca. $ 13 Mio. und es hat die doppelte Wohnfläche als eigentlich maximal erlaubt), Kevin Costner (Ranch mit eigenem, künstlichen See, auf dem er 2004 heiratete), Jack Nicholson (hat auch gleich zwei, eines in der Stadt, damit er zu Fuß von der J-Bar im bekannten Jerome Hotel nach Hause laufen kann – schon die 10th Mountain Division wohnte seinerzeit dort für $ 1/Nacht inkl. 500 Gramm Steak-; das andere außerhalb, der guten Luft wegen…), Denise Richards, Billy Joel (hat es allerdings nach der Scheidung verkaufen müssen), Clint Eastwood (auch schon verkauft) und Leslie (Les) Wexner (sein Anwesen ist die viertteuerste Privatimmobilie der U.S.A. mit einem Kaufpreis von $ 100 Mio. Ihm gehören zahlreiche Firmen, u. a. die Modemarke „Abercrombie“).
Die Eigentümer von Zweitwohnsitzen (sechs Schlafzimmer, sechs Bäder und eine entsprechende Anzahl von offenen Kaminen sind hier Standard) verbringen durchschnittlich 13 Tage pro Jahr in diesen Besitzungen, deren Preise bei mindestens $ 3 Mio. liegen. Zahlreiche Prominente mieten sich auch eine Bleibe für ihre Zeit in Aspen: Spitzenreiter in dieser Kategorie ist Will Smith mit einer sagenhaften Miete von $ 150.000 für zwei Wochen (über Weihnachten). Hinzu kommen dann noch ca. $ 20.000 für weihnachtliche Dekoration im Garten und um das Haus herum….

0014Am nächsten Tag sind die Beine wieder fit, und es geht in ein weiteres der vier Skigebiete Aspens (Aspen Mountain, Aspen Highlands, Buttermilk und Snowmass). In Snowmass erreichen wir mit einem altertümlich wirkenden Tellerlift den Gipfel des „The Cirque“ mit 3.813 M.ü.M.. So hoch war noch keiner von uns beiden je mit Ski. Man hat einen traumhaften Blick über die Rockies und eine Abfahrt, die scheinbar ins Nichts führt.

Im Vorfeld haben wir viel über Skifahren in Nordamerika gehört: von genial bis einfach traumhaft war so ziemlich alles dabei. Die Realität für uns ist eine andere: es ist einfach unglaublich. Der Schnee ein Traum (in Aspen fallen im Winter durchschnittlich 762 cm (!!!) Schnee), wir haben die ersten beiden Tage den bekannten „Champagne Powder“ erlebt und sind hin und weg. Die einzelnen Skigebiete sind riesig, fast menschenleer und somit hat man viel, sehr viel Platz. Das Städtchen Aspen ist nett, und man kann hier lecker essen gehen, es gibt nette Bars, und es hat so ein bisschen den Charme einer alten Goldgräberstadt. Leider hat der hier ansässige und jährlich anreisende Wohlstand die Infrastruktur beeinflusst, und für einen Supermarkt oder Schreibwarenladen muss man schon eine Weile fahren. Uns hat es trotzdem gut gefallen; wir kamen ja auch des Skifahrens und nicht des Einkaufens wegen.

Heute geht es weiter nach Vail (Colorado), zwei Autostunden von Aspen entfernt.
Was haben Ofterschwang im Allgäu (Deutschland), Innsbruck (Österreich) und Vail (USA) gemeinsam? Man könnte meinen, nicht viel, oder auch gar nichts. Doch falsch ….
Von der Interstate 70/East nehmen wir die Ausfahrt 176. Der erste Kreisverkehr. Wir kommen uns vor, als wären wir durch einen imaginären „Raum-Zeit-Roundabout“ gefahren. Und zwar direkt nach Ofterschwang im Allgäu oder eben nach Innsbruck. Wir sind in Vail (USA), denken wir, wissen wir. Vor uns ein europäisch anmutender, mit Schindeln gedeckter Kirchturm samt Kirchturmuhr. Links ein ähnlicher, offensichtlich zu einem Privathaus gehörender Turm mit einem Wetterhahn drauf. Die Häuser haben Balkönchen, die fast alle mit geschnitzten Holzgeländern versehen sind. Wie in Bayern, es fehlen nur noch die Geranien. Wir sind platt. Und in Vail.

Gleich nach dem Einchecken machen wir uns auf den Weg, den Ort zu erkunden. Wir spazieren durch ein kleines Wohngebiet. Alles ist sehr alpenländisch europäisch. Die oben erwähnten Balkone, die Zäune, die Architektur. Beeindruckt sind wir schon. Doch dann kommt es noch dicker: an einer Art Marktplatz liegt der „Gasthof Gramshammer“. Es ist ein wirklicher Gasthof. Sonnengelb gestrichen, Balkon mit Hirschgeweih dran, Terrasse im Stil „Ein Schloss am Wörthersee“ (wenigstens Roy Black bleibt uns erspart), viele bunte Fähnchen (hauptsächlich europäischer Länder) und an der Hauswand verewigt: die Wappen von Tirol und Kärnten. Erstaunt treten wir ein und finden uns in Mitten eines typisch tirolerischen oder auch kärntnerischen Speisesaals. Die Bedienungen tragen Dirndl, und auf den Tischen steht Paulaner Weißbier. Langsam empfinden wir es als erheiternde Abwechslung und sind gespannt auf die soeben bestellten Käsespätzle und das Wiener Schnitzel. Dazu gibt es ein Weißbier und ein Paulaner Salvator (in München haben wir nie ein Salvator getrunken, dafür muss man schon bis Vail fahren….). Wir sind hier bei Pepi und Sheika Gramshammer (Pepi ist Mitglied der Colorado Ski und Snowboard Hall of Fame) zu Gast.
Pepi Gramshammer kam 1962, nach einer erfolgreichen Karriere als Skirennläufer aus Innsbruck nach Vail und eröffnete hier den „Gasthof Gramshammer“. Pepi und Sheika Gramshammer haben Vail geprägt und sind hier scheinbar ein fester Teil der High Society (die unzähligen Fotos von Pepi mit den unterschiedlichsten Prominenten in Pepis Bar mögen als Beweis gelten).

0015Direkt hinter dem Gasthof, jenseits des Flüsschens Gore Creek, sind die Sonnenalp Residences und das Büro der Sonnenalp Real Estate. Beides gehört zum Hotel Sonnenalp-Imperium, das wiederum zum Hotel Sonnenalp in, ja genau, Ofterschwang im Allgäu gehört.
Während unserer Woche in Vail werden wir insgesamt drei mal ein wirklich gutes Käsefondue im Swiss Chalet Restaurant ,von Jodeln und Blasmusik begleitet, im Hotel Sonnenalp gegessen haben.

Diese beiden Institutionen, Gasthof Gramshammer und das Sonnenalp Imperium, prägen und prägten Vail. Der Kreis beginnt in Innsbruck, geht über Ofterschwang im Allgäu und schließt sich in Vail. Made in Germany bzw. Austria scheint sich hier prima zu verkaufen.

Ansonsten gibt es über Vail nicht allzu viel zu erzählen. Der Ort, aufgeteilt in Vail East, Vail Village (Zentrum) und Vail West liegt auf seiner ganzen Länge parallel zwischen der viel befahrenen Interstate 70 und dem Vail Mountain in einem engen Tal. Vail Mountain ist ein scheinbar unendlich großes Skigebiet. Gleich am ersten Tag machen wir uns auf, eben dieses zu erkunden. Und sind, mal wieder, sehr beeindruckt von der schieren Größe. Um dieses Skigebiet wirklich kennen zu lernen, muss man wohl zwei oder drei Wochen einplanen. Wir lernen nur einen recht kleinen, aber für uns wunderbaren Teil kennen. Früh sind wir am Lift, ziehen die ersten Spuren durch ca. 20 – 30 cm frischen Schnee und genießen es. Gegen Mittag wird es dann leider so warm, dass nicht mehr viel mit Tiefschnee fahren gehtund auch die präparierten Pisten werden richtig sulzig, teils schon matschig.

Fazit: Vail Mountain bietet ein unheimlich riesiges und abwechslungsreiches Skigebiet. Vail Village erinnert an ein alpenländisches Disneyland in den Rocky Mountains. Uns ist hier alles zu alpenländisch, des Ortes und seiner Lage wegen hat sich die Reise hierher nicht gelohnt, des genussreichen Skifahrens wegen jedoch allemal.

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