First impressions
Du willst auch nach Neuseeland? Hier geht’s zu den Reisetipps Neuseeland mit allen Fakten, die Du wissen musst.
02. – 18.12.2016
Wir sind aufgeregt und gespannt. Neuseeland – das ist schon weit weg von Zuhause und am anderen Ende der Welt. Schon immer wollten wir hier hin. Jetzt sind wir endlich da. Was werden wir hier erleben, sehen, erfahren? Sind die Kiwis, wie die Neuseeländer sich selber gerne nennen, wirklich so cool, so lässig, so easy-going wie es überall heißt? Die Landschaft so überwältigend, so beeindruckend? Glücklich, fröhlich und voller Taten- und Erkundungsdrang schieben wir 90 Kilogramm Gepäck mit einem klapprigen Gepäckwägelein aus dem Terminal in die Sonne. Neuseeland – hier sind wir!
Was zuerst auffällt, ist, dass hier alles sehr, sehr geordnet, gesittet und streng nach Regeln zugeht: hier bitte nicht mit Gepäckwagen wenden, dort bitte nicht stehen bleiben, drüben nicht warten, hier nicht trinken, so herum anstellen, hier entlang warten und so weiter. Wir stellen uns also am Taxistand an, warten geduldig, Menschen vor uns steigen ein, Taxis rücken auf – alles schön geordnet. Und dann sind wir dran. Das Taxi kommt, wir verfrachten unter Geächze und Gejapse alles Gepäck im Kofferraum und kommen sagenhafte 90 Zentimeter weit. Ein in Neongelb gekleideter Sicherheitsmann hüpft vor’s Taxi – Stop! – schimpft und zetert: dem Taxifahrer wird vorgeworfen, andere wartende Fahrgäste ignoriert zu haben und sich nicht ordnungsgemäß in die Taxi-Warteschleife eingereiht zu haben. Ihm wird sofort seine Lizenz entzogen, über $250 Strafe aufgebrummt und wir auf’s Unfreundlichste aus dem Taxi „gebeten“. Wir sollen uns gefälligst ein anders suchen. Immer noch verdutzt und erstaunt, stehen wir da wie begossene Pudel und finden unser Gepäck, vom neongelben Sicherheitsmann auf den Bürgersteig geschleudert, wieder. Wow, was für eine Begrüßung!
Im zweiten Anlauf schaffen wir es dann, dürfen im Taxi bleiben und bald stehen wir in Downtown Auckland. Die Stadt ist auffallend kompakt, das Wasser im Hafen türkis und es gibt Maschinen, die vorbeifahrende Radfahrer zählen. Wir schlendern noch ein bisschen herum, vom Meer her weht eine leichten Brise, die Sonne scheint und irgendwie ist Auckland hübsch und sympathisch. Aber Sightseeing ist erst einmal nicht dran.
Die nächsten Tage sind wir damit beschäftigt, Aloisius den strengen neuseeländischen Anforderungen entsprechend auf die Straße zu bekommen. Das Schiff erreicht pünktlich Samstag Nacht den Hafen und bereits am Dienstag vormittag können wir ihn abholen. Und – Hurra! – unsere fünftägige Putzaktion hatte sich gelohnt, die Quarantäne (hier nennt man das „biosecurity“) hatte nichts auszusetzen. Die Carnet des Passages werden gestempelt, die Versicherung haben wir auch schon und zusammen mit dem „all-clear“ von der Quarantäne öffnen sich die Hafentore und wir rollen raus. Immer wieder ein gutes Gefühl.
Aber ein paar Hürden warten noch auf uns. Alles, was auch nur im Entferntesten mit Camping zu tun hat, wird in Neuseeland vom lokalen Camping-Verein NZMCA geregelt. Oder besser gesagt fast schon diktatorisch über verwinkelte Kanäle in Gesetze und Regeln eingebunden. Ohne Mitgliedschaft im NZMCA läuft hier gar nichts, aber auch gar nichts. Überall und an jeder Stelle kommt als erstes die Frage: „are you a member of the NZMCA?“
Nun müssen wir zur „Klo-Inspektion“, auszuführen nur und ausschließlich durch NZMCA-zertifizierte Klo-Tester: Wir brauchen ein Zertifikat dafür, dass wir „self-contained“ sind, also Klo- und Abwassertank besitzen und folglich nichts in die Natur ablassen. Alles muss genauen Anforderungen entsprechen und so messen zwei (!) Prüfer Höhe und Breite der Waschbecken und der Toilette, Länge und Durchmesser der Abwasserleitungen und deren Entfernung zum entsprechendem Tank, checken, ob wir einen Mülleimer mit Deckel besitzen (nicht, dass wir den Müll einfach zum Fenster raus schmeißen – Hallo! Recycling wurde ja fast in Deutschland erfunden und dann so eine Frage?!) und wie viel Zoll Durchmesser unser Frischwassertankbefüllschlauch hat. Nach bestandener Prüfung müssen wir vor den Augen der Prüfer an vorgegebener Stelle (hinten rechts am Fahrzeug, exakt im Eck) unseren blauen „self-contained“-Aufkleber anbringen. Das wirkliche, echte Zertifikat als solches erhalten wir am nächsten Tag beim NZMCA-Büro. Mit dabei ein kleines blaues Kärtchen (Scheckkartengröße), dass wir vorne an die Windschutzscheibe kleben müssen. Neben die Mitgliedskarte des Automobilclubs. Hürde eins: genommen mit Bravour!
Nun auf zu Hürde Nummer zwei, dem neuseeländischen TÜV. Als erstes gilt es, sich anzumelden, damit wir im System erfasst werden können. Das stellt sowohl die hörbar missmutige und schlecht gelaunte Dame als auch das Computersystem vor gewisse Herausforderungen: neuseeländische Kennzeichen bestehen grundsätzlich aus sechs Zeichen. Nun hat unser deutsches Nummernschild dummerweise sieben Zeichen. Die Lösung des Problems scheint unmöglich. Erst der „kreative“ Vorschlag unsererseits, einfach die letzte Ziffer wegzulassen, löst das Problem. Nun sind wir mit „gestutztem“ Kennzeichen registriert und dürfen auf die Prüfbühne – Vorhang auf für Aloisius. Der Prüfer klopft, rüttelt und hämmert am Fahrgestell herum, was das zeug hält, aber nichts will wackeln oder quitschen. Test bestanden. Auch hier bekommen wir – natürlich!- selbstklebende Kärtchen, diesmal sogar zwei, die wir ebenfalls an die Windschutzscheibe kleben müssen. Langsam wird es voll da vorne….
Inzwischen sind wir auch Mitglied beim „Department of Conservation“, das die Nationalparks im Land verwaltet. Wir kriegen (ja, genau) wieder ein kleines Kärtchen, dass wir an die Windschutzscheibe zu kleben haben. Damit dürfen wir nun in alle Nationalparks und dort auch auf den Campingplätzen nächtigen, wir sind ja zertifiziert „self-contained“.
Rundherum zertifiziert und mit Kärtchen zugeklebt wagen wir uns aus der Großstadt heraus. Wir finden einen schönen Platz mitten im Grünen, wo wir Aloisius startklar machen. Auf der Rückseite des Campingplatzplanes lesen wir, es dürfen nur Motorhomes auf den Platz, die ein „electrical warrant of fitness“ vorweisen können. Upps, was ist denn das? Sind wir eine elektrische Zeitbombe? Eine verkabelte Gefahr für das Land? Wir haben uns wirklich gut und intensiv damit auseinandergesetzt, was wir alles brauchen, um hier legal unterwegs zu sein. Davon allerdings haben wir noch nichts gehört. Glücklicherweise werden wir auch nicht danach gefragt, und ganz ehrlich, langsam wird es zu viel…
Nach zwei Tagen Einräumen, Wursteln, Verstauen und „Wieder-Einziehen“ in Aloisius starten wir durch, gemeinsam mit Hanne und Christian. Die beiden sind mit einem ähnlichen „Gefährt“ unterwegs, wir haben uns während des Verschiffungsprozesses in Sydney kennengelernt und rollen nun als kleiner Convoy direkten Weges an die Südspitze der Nordinsel, um möglichst zügig mit der Fähre die Südinsel zu erreichen. Die Weihnachtsferien (hier die großen Sommerferien) stehen vor der Tür und da soll es besonders auf der Nordinsel voll werden, das Wetter ist dort milder und stabiler.
Von Auckland nach Wellington sind es rund 650 Kilometer, wir lassen und drei Tage Zeit, gehen es ruhig an. Der Großteil der Strecke – wir lassen bewusst erstmal einige der Hauptattraktionen aus – führt uns durch endloses, flaches, landschaftlich wenig reizvolles Weideland umgeben von riesigen, auf den Hügeln und Bergen angelegten Baumplantagen. Millionen von Bäumen in Reih und Glied. Die vom allgegenwärtigen Holzschlag lichten Freiflächen gleichen einem Truppenübungsplatz, ganze Bergkuppen liegen kahlgeschlagen und von groben Wegen durchzogen in der Sonne. Oft blicken wir ernüchtert bis enttäuscht aus den Fenstern, unsere Begeisterung für die landschaftlichen Reize hält sich – gelinde gesprochen – in Grenzen. Auch die Ortschaften und Städtchen am Wegesrand strahlen eher eine morbide Melancholie aus. Zahlreiche Häuser sind verfallen, viele Fenster vernagelt, ein „For Sale“ Schild nach dem nächsten. Jeder hat sooo von Neuseeland geschwärmt – sehen wir da irgendwas nicht?
Wir haben Glück, die Überfahrt von Wellington auf der Nordinsel nach Picton auf der Südinsel verläuft nach einem welligen Anfang ruhig und die Südinsel empfängt uns mit Sonne und warmen Temperaturen. Jetzt sind wir sehr gespannt, was uns erwartet. Die Südinsel ist bisher abwechslungsreicher, hier grasen viele Schafe, die Küste ist schroff, das Meer tosend, die Straßen sind eng und kurvig. Hier hat die Landschaft durchaus ihre Reize, aber beeindrucken tut es uns, von einigen wenigen, dafür jedoch umso spektakuläreren Landschaftsbildern, nicht. Sind wir mit Eindrücken übersättigt? Oft stehen wir uns diese Frage. Der Tenor ist „nein“. Ja, es gibt hier wirklich schöne Flecken Landschaft und auch ein paar nette Ortschaften, aber im Gesamtbild ist es nicht so, dass uns nach jeder Kurve laute „Ooohs“ und „Aaahs“ vor Begeisterung über die Lippen kommen. Hinzu kommt die überaus unfreundliche, patzige und teils extrem aggressive Art der Einheimischen, die es uns nicht leicht macht, sich hier wirklich wohl zu fühlen.
Nicht jedem kann alles gefallen. Dafür reist man ja auch, um sich ein eigenes Bild zu machen. Es ist zu früh, sich nach zwei Wochen im Land, wirklich ein Urteil erlauben zu können. Ein erster Eindruck ist es jedoch. Und der ist nicht gerade der beste…..
Schöne und auch weniger schöne Fotos, so haben wir das auch erlebt. Da sind Eure eigen Kreationen
(JaKob im Donut) schon ein Highlight. Da sind wir ja mal gespannt wie es weiter geht.
Schöne Grüsse und Guten Rutsch ins Neue!
PS: Es fehlt eigentlich noch ein Schwarm von Chinesen in der Fotosession.
Team birdfarm