Down the coast

Queensland’s South


Du willst auch nach Australien? Hier geht’s zu den Reisetipps Australien mit allen Fakten, die Du wissen musst.

28.09. – 22.10.2016

Die Ostküste Australiens ist – äh, ja, anders. Anders als große Teile Australiens, die wir in den letzten Monaten über Tausende von Kilometern sprichwörtlich erfahren haben. Stärker könnte der Kontrast kaum sein. Große Teile dieses noch größeren Landes sind einfach leer, endlos, einsam und – in unseren Augen – „typisch australisch“. Die Ostküste ist im Gegensatz dazu die Region die die Mehrheit der Australier Heimat nennt. Als Folge dessen gibt es hier – alles! Und davon noch mehr, in einer riesigen Auswahl, bunt, schnell, oft und überall: alle naselang gibt es Shopping Centre in der Größe kleinerer Städte, an den Ausfallstraßen reihen sich kilometerlang Gebrauchtwagenhändler wie Perlen an einer Kette aneinander, dazwischen befinden sich Kreuzungskonstruktionen so „konfus“, dass man fast ein Navi braucht, um das Gewirr erfolgreich zu durchkurven und viel, sehr viel Zivilisation. Wir müssen uns erst einmal daran gewöhnen und manchmal ertappen wir uns sogar dabei, dass es uns fast ein bisschen überfordert.

Australien ist ein facettenreiches Land. Jede Ecke, jeder Winkel hat seinen Reiz. Welche Assoziationen verbindet man mit diesem Land? Sicherlich gehören dazu nicht unbedingt Wolkenkratzer direkt am Strand, künstlich angelegte Wasserwege neunmal also lang wie jene von Venedig oder achtspurige Autobahnen durch bis zum Horizont reichende Vororte. Aber auch dieser Teil Australiens gehört zu Australien und man sollte ihn gesehen haben, schließlich liegt hier die Wiege der modernen Besiedelung Australiens, hier schlägt das wirtschaftliche Herz und für ganz viele Australier ist Queensland mit seinen Stränden und unendlichen Sonnenstunden das Sehnsuchtsziel, ja Lebensziel schlechthin. Fast jeder Australier will hier im Alter oder besser schon früher leben.

Wir tauschen holprige Schottenpisten gegen gut ausgebaute Strassen – ok, die Hauptstraßen sind wirklich gut, die Nebenstraßen jedoch oft geteerte Schlaglochpisten, in denen es uns oft genug aus den Sitzen katapultiert, die Stoßdämpfer ächzen, die Federn federn bis auf Anschlag. Wir tauschen aber auch Abenteuer, Staub und Leere gegen einen Landschaft, in der die Menschen dicht an dicht leben, ein Vergnügungspark sich an den anderen reiht, Natur eingezäunt wird, Ampeln in ihrer schier unendlichen Anzahl einen ganz irre werden lassen und fitnesssüchtige Muskelpakete auf dem Standstreifen der Autobahn um die Wette radeln. Irgendwie auch Australien pur.

Versteckt wie verloren gegangene Ostereier finden sind zwischen und am Rande all dieser zivilisierten Welt einsame Ecken, Ruhe und Natur, die überraschen. Kilometerlange weiße Sandstrände – und kein Mensch. Kleine Nationalparks mit uraltem Regenwald und dicht beieinander stehenden Eukalyptusbäumen, in denen Koalas 22 Stunden schlafen und zwei Sunden fressen. Ein gigantisches Flusssystem schlängelt sich durchs Hinterland, drumherum eine grün-hügelige, saftige Landschaft, die nicht grundlos „New England“ genannt wird. Dazwischen sympathische Ortschaften und verstreute Ansiedlungen, wo man glaubt, hier sei die Welt wirklich noch in Ordnung. Wir lassen uns treiben und erleben ein für uns persönlich ganz anderes, neues, kontrastreiches Australien.

Im netten Hafenstädtchen Mackay strahlen die Art-Déco-Häuser in knallbunten Farben, rund um die betörend schönen Whitsunday-Inseln ist das Meer türkiser als in jedem Prospekt, in den Capricorn Caves leben abertausende von Fledermäusen und im größten Raum, der „Kathedrale“, wird gerne und oft zu romantischer Musik und Kerzenschein geheiratet. Im von Industrie geprägten Rockhampton besuchen wir eine quirlige und hektische Viehauktion. Bei diesen Auktionen gehört Cow-Poo (Kuhscheiße) an den Hosen der Viehhändler ebenso zum guten Stil wie die typisch australischen Akubra-Hüte.

Kein Besuch des australischen Kontinents ist komplett ohne einen Überfall. Dem Überfall von „Sandflies“. Die Biester sind winzig, sie fliegen und man sieht und hört sie nicht, doch ihr Stiche sind schmerzhaft und langwierig. Im verschlafenen Town of 1770 – kein Scherz, der Ort heißt wirklich so – erwischt es uns. Als Balsam für die Seele und als Schmerzlinderung geht es am nächsten Tag nicht etwa in die Apotheke – nein, solche Problemchen müssen australisch gelöst werden -, sondern in die größte Rum-Destillerie des Landes. 42% helfen, den ein oder anderen Stich nicht mehr ganz so heftig zu spüren.

Im hügeligen Hinterland der trubeligen, kommerzialisierten Küste, versteckt in winzigen Ansiedlungen und Ortschaften, lebt eine ganz besondere Spezies. Bunt, in sich ruhend und friedlich: der Hippie Australicus. Hierbei handelt es sich um zivilisations- und kommerzmüde Aussteiger, die zwischen Hühnerställen und peace-and-love-bemalten Rostlauben Obst und Gemüse anbauen. In einem Land, in dem es wahrlich nicht darum geht, benzinsparende, sondern spritfressende Pick-Ups zu fahren, eine echte Sensation. Und eines haben die Hippies hier wirklich drauf: sie können unheimlich gutes Brot backen. Für uns nach all dem labbrigen Industrie-Toast ein echtes Mekka.

Wir sind jetzt seit fast 46.000 Kilometern in Down Under unterwegs und nach all dem guten Hippie-Brot ist es nun auch mal an der Zeit, unseren treuen Gefährten Aloisius ins LKW-Spa zu schicken – ins Brisbane Truck Centre. Ein bisschen Öl hier, ein bisschen Schmiere dort, ein paar Schrauben nachgezogen, Luftfilter erneuert und alles, was 340 Pferdestärken so brauchen, bekommt er hier. Und weil es so schön ist, bekommt er auch noch eine neue Windschutzscheibe. Das war auch bitter nötig nach rund 37 Steinschlägen und einem Riss quer durch die ganze Scheibe.

Frisch geschmiert und mit klarem Durchblick kann es nun weiter gehen. So langsam gewöhnen wir uns an die Zivilisation, auch wenn sich die Zivilisation nicht so ganz an uns gewöhnen will: wir werden von einem grummeligen Polizisten auf’s Strengste darauf hingewiesen, hier und jetzt keinen (!) U-Turn zu machen – basta! Wir sind in Australien, da ginge das nicht. Muss den in Australien niemand mal umdrehen?

Vor ein paar Tagen haben wir die Grenze von Queensland nach New South Wales passiert. Ob sich dadurch etwas verändert hat? Ja! Hier unten ist alles ein bisschen unaufgeregter, weniger bunt, weniger grell und nicht so laut. Queensland hat sicherlich seine schönen Ecken, aber eben – in unseren Augen – auch viele Kanten. Wir sind froh, es gesehen und erlebt zu haben, sind aber auch froh, das ein oder andere weggelassen zu haben.

Unser Weg führt nun immer weiter Richtung Süden. Am weit ins Meer hinausragenden Cape Byron stehen wir am östlichsten Punkt Festlandsaustraliens, oft unternehmen wir lange Spaziergänge an endlosen Sandstränden, beobachten von der Küste aus die vorbeiziehenden und hin und wieder springenden Wale, verspielte Delphine, sanft dahin gleitenden Rochen und sogar eine große Meeresschildkröte. Herrlich!


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  1. Charly Schwabing 7 Jahren ago Reply

    Unglaublich schöne Bilder, toller Text. Ihr werdet mit dem Alter immer besser.

  2. Charly Schwabing 7 Jahren ago Reply

    Ein bisschen Zivilisation tut Euch gut, Ihr zwei Wilden! ????

    • thehaeusgens 7 Jahren ago Reply

      Schauen wir denn schon so wild aus? So sicher sind wir uns mit der Zivilisation aber nicht … 😉

  3. birdfarm team 7 Jahren ago Reply

    Hei ihr beiden, die Sandflies haben wir uns jetzt grad auf Fraser weggeholt, danke für den Tip mit 42%; Werde ich heute abend ausprobieren. Ach ja, das Schild mit den Fussgängern gefällt uns besonders, unten links, der mit dem Stock, das bist du doch, Jakob, oder? grins

    • thehaeusgens 7 Jahren ago Reply

      Hossa ihr zwei Insel-Erkunder, ja, das mit den Sandflies ist ne echte Qual. Jucken wie Hölle. Bei dem Herren mit Stöckchen dachte ich eher an Dich, lieber Nobby… 😉 alleine schon wegen dem „hohen“ Alter deinerseits.

  4. Michael und Jutta 7 Jahren ago Reply

    Hallo ihr beiden Weltenbummler,

    Uns geht es gut, wir haben den Führerschein in 4 Tagen INTENSIVKURS in München geschafft. Von 7 Uhr in der Früh bis 23 Uhr in der Nacht. Können jetzt 18 Tonnen mit Gangschaltung (16 Gänge) vorwärtsbewegen. Ich hätte nie gedacht, das fahren in München so anstrengend sein kann.
    Nun sind wir für unser Abenteuer bereit. Nur unser Bus wird leider erst im Mai Juni fertig werden.
    So wird die Wohnungsauflösung ab April aber auch nicht stressig und wir können unseren neuen Lebensabschnitt etwas ruhiger angehen lassen.
    Nun aber zu Euch.
    Eure Berichte lesen sich wunderbar, sehr eindrucksvoll die schönen Bilder! Seit ihr noch lange in Australien, ich dachte ihr wolltet eigentlich nach Neuseeland? Ist ja auch egal, Hauptsache es geht euch gut, und ihr kommt heil zurück.
    Viele Grüße auch von Jutta
    bis bald

    Michael

    • thehaeusgens 7 Jahren ago Reply

      Liebe Jutta, lieber Michael,

      Gratulation zum Führerschein! Aber könnt ihr die 18 Tonnen mit 16 Gängen auch rückwärts bewegen? Haha! Uns geht es super, ja, das mit Neuseeland stimmt. Da geht es jetzt dann als nächstes hin. Freuen uns schon sehr. Lasst’s euch gut gehen, Viele Grüße, Team Haeusgen