North QLD

To „The Tip“ and back


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22.8. – 09.09.2016

Es ist da draußen. Groß, fremd und augenscheinlich schwer zu erreichen. Am Horizont liegt es, inmitten dichtem Dschungels, umgeben von riesigen Krokodile, giftigen Schlangen und Heerscharen von Moskitos, umtost von heftigen Stürmen. Cape York. Und es wartet auf uns!

Nach einer kurzen Verschnaufspause in den kühlen, frischen Hochebenen um Atherton herum geht es los. Noch einmal Trinkwasser bunkern, bis unter die Decke mit Lebensmittelvorräten aufstocken, randvoll tanken und auf geht’s zum sagenhaften Cape York, dem nördlichsten Punkt des australischen Festlandes. Vor etwas mehr als fünf Jahren waren wir schon einmal dort – den damaligen Bericht gibt es hier, das Video dort. Damals war es für uns ein Riesenabenteuer, ein Wendepunkt und ein Ort, an dem wir uns ein Versprechen gaben.

Die gesamte Halbinsel Cape York zählt zu den am wenigsten erschlossenen, zusammenhängenden Wildnisgebieten Nordaustraliens und ist auf Grund ihrer Abgeschiedenheit, einst fast unmöglicher Erreichbarkeit und halsbrecherischer Pisten fest in den australischen Seelen und Mythen tollkühner Offroader verankert. Noch heute gilt „the trip to the tip“ als „kleine Expedition“.

Das Cape ist zweigeteilt: die nördlichen Ausläufer der Great Dividing Range ziehen eine ebenso unscheinbare wie offensichtliche Grenze durch das Cape. Östlich des hier teils mehrere 100 Meter hohen Gebirgszuges liegt undurchdringlicher Dschungel. Regenwald – feucht, tropisch, heiß. Auf der Westseite hingegen ist es trocken, braun, immer noch heiß und die Landschaft gleicht einer riesigen Savanne, durchzogen von Flüßen, deren Wasser sich von den Gipfeln seinen Weg durch die Trockenheit bahnen und Lebensadern für jegliches Leben sind. Flora und Fauna sind einzigartig, viele Pflanzen und Tiere endemisch. Vor allem Vogelbeobachter kommen hier voll auf ihre Kosten.

Wir denken zu wissen, was uns erwartet und starten los. Gute 1.000 Kilometer sind es bis zur Spitze und dann die gleiche Strecke wieder zurück. Dass es nicht mehr das ist, was wir in Erinnerung haben, zeigt sich schnell: die einst rauhe, holperige und materialmordende Outbackpiste ist heute auf unzähligen Kilometern geteert. Bei uns macht sich Enttäuschung breit. Und was nicht geteert ist, befindet sich bereits in den Vorbereitungen hierfür. Teils sind schon jetzt mächtige Schneisen in den Busch geschlagen, mühsam aufgeschüttete Sand- und Kiesberge säumen den Weg, riesige Bagger und Bulldozer stehen bereit – bis wahrscheinlich 2021 soll die gesamte Strecke fertig sein. Das Abenteuer wird asphaltiert. Spätestens dann wird aus der „kleinen Expedition“ ein gemütlicher Ausflug. Es bleibt zu hoffen, dass die vom „Cape York Tourism Development Action Plan“ angestrebten Horden von Touristen die einzigartige Flora und Fauna nicht allzu zerstören.

Die Fahrt zum Cape als solche ist, um ehrlich zu sein, größtenteils wenig spektakulär. Das recht monotone Savannenland ist um diese Jahreszeit trocken, die Flüsse führen, wenn überhaupt, nur wenig Wasser und so erleben wir, anders als letztes Mal, leider keine aufregenden Flußdurchfahrten. Der Regenwald ist größenteils unzugänglich und falls doch, sind die Pisten meist so schmal und eng, da passen wir mit unserem dicken Aloisius nicht durch – von ein paar umso tolleren Ausnahmen abgesehen.

Ob Expedition oder nicht, als wir mit Aloisius die Spitze, the Tip, das Cape erreichen sind wir überglücklich und einmal mehr ist es ein tolles Gefühl, hier zu stehen. Das Wetter ist diesig, heiß und furchtbar feucht, aber was will man hier auch anderes erwarten: am Horizont, keine 130 Kilometer über’s Meer vor uns, liegt eine noch viel wildere und tropischere Wildnis: Papua-Neuguinea.

Da sind wir nun. An diesem Punkt, von einem kleinen Schild markiert, fünf Jahre später. Auch damals standen wir bei diesem Schild, ließen den Blick über das Meer schweifen und sagten uns: „man soll aufhören, wenn es am schönsten ist“ . Und traten von hier aus die Heimreise an. Wir hatten uns damals aber versprochen, bald wieder in Australien zu sein, weiter zu reisen, weiter zu „forschen“. Versprechen gehalten!  Und auch diesmal haben wir uns etwas versprochen. Mehr dazu im Jahr 2037.

Nach zwei Tagen am „Tip“ geht es wieder zurück. Von nun an wird der Kompass hauptsächlich Fahrtrichtung Süden anzeigen. Ein gutes Stück nördlich von Cooktown, der nördlichsten Stadt an der Ostküste, biegen wir ab vom bekannten Track und folgen neuen, unbekannten Wegen. Die Landschaft änderst sich schlagartig und Aloisius muss nach soviel flacher Ebene richtig schnaufen, denn es geht fortan durch bergige, dicht bewaldete Natur, die immer grüner und saftiger wird.

In Cooktown angekommen gratulieren wir uns gegenseitig zum erfolgreichen Abschluss der „kleinen Expedition“ – Aloisius eingeschlossen. Die letzte Reise zum Cape, mit seinem Vorgänger, verlief bekanntlich nicht ganz so reibungslos (mit Platten an Tag 1 und abgerissenem Turbolader an Tag 2). Diesmal hat alles wunderbar geklappt, alles ist noch drin, dran und heil. Es war, wenn vielleicht auch keine „Expedition“, so doch ein toller und lohnenswerter Ausflug.

Jetzt wird es nass, wild und grün. Die „Wet Tropics“ warten auf Erkundung. Sie sind ein fast 9.000 Quadratkilometer großes, von der UNESCO geschütztes Gebiet, das sich von Cooktown über rund 500 Kilometer nach Süden, immer der Küste entlang erstreckt. Die meiste Fläche besteht aus tropischem Regenwald, der zu den ältesten der Welt zählt. Wäre die Gegend nicht gerade in fester Hand dichter Wolken und Regen, das Farbenspiel aus grünem Regenwald, türkisblauem Korallenmeer und weißen Sandstränden wäre bestimmt schön. Wir lassen uns nicht unterkriegen, durchwandern trotzdem den nebligen, regnerischen Regenwald und freuen uns dafür umso mehr über jeden kleinen Sonnenstrahl. Das Spiel aus Sonne, Licht, Wald und Grün ist in diesen wenigen Momenten magisch.

Auf dem berühmt-berüchtigten, kurvenreichen und steilen Bloomfield Track, einer schmalen Piste durch den Dschungel mit teils angsteinflößenden Steigungen von bis zu 33% pfeift nicht nur Aloisius aus dem letzten Loch. Bei solchen Steigungen ist schon das Sitzen im Fahrerhaus auf dem schnaufenden und röhrenden Motor ein Erlebnis und irgendwie schweißtreibend: hoffentlich rollen wir nicht einfach rückwärts wieder runter…kaum möglich – außer man verschaltet sich…

Uns verschlägt es wieder in die Anhöhen der Tablelands im Hinterland. Buschtruthähne rennen durch den dichten Wald, der vom Aussterben bedrohte Cassuar (den wir leider noch nicht entdeckt haben) streift durch die Regenwälder, bunt leuchtende Schmetterlinge fliegen um die Wette. Wir durchstreifen die liebliche Landschaft mit ihren lebhaften Ortschaften, kleinen Cafés, geschäftigen Wochenmärkten, Obst und Gemüse direkt vom Bauernhof – was für ein schöner Kontrast zu den letzten Wochen und Monaten. Hier lässt es sich sicher noch eine Weile aushalten….


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  1. Doris 8 Jahren ago Reply

    Wieder eine tolle Story vom trip to the tip und herrliche Naturaufnahmen von den außergewöhnlichen Pflanzen und Bäumen im Regenwald. Die Worm’s art hat es mir angetan, eine witzige Idee! 50.000 km hat Aloisius schon auf dem Buckel, kein Wunder, wenn man sich Eure Route anschaut. An diesem Schild zu stehen, so nah an Papua Neuguinea, muss wirklich ein phantastisches Gefühl sein. Freu mich schon auf Eure weiteren Berichte, immer interessant und spannend. So kann ich ein bisschen mitreisen. Viele Grüße aus dem verregneten München am Wiesnstart, Doris

  2. birdfarm team 8 Jahren ago Reply

    Eure Touren, eure Berichterstattung ——- Echt GEIL!!!
    Wir machens euch morgen nach und freuen uns auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen.

    Eure Ersatzeltern Specky und Nobby