The Kimberleys

Touring the true north


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14.07. – 03.08.2016

Es erscheint wie eine Prozession. Täglich. Pünktlich. Broome schimmert in der nachmittäglichen Sonne, die Wellen rollen sanft an den Strand und in der Stadt kehrt Ruhe ein. Doch am sagenhaften Cable Beach bricht scheinbar das Chaos los: eine nicht enden wollende Karawane von laut wummernden Geländewagen bahnt sich ihren Weg über eine kleine Rampe, vorbei an Palmen hinunter zum Strand, ja auf den Strand. Dort reiht sich ein Geländewagen an den nächsten, kilometerlang, streng ausgerichtet nach Westen: Sunset Viewing – Sonnenuntergang gucken. Zu Hunderten, ach, zu Tausenden sitzen sie auf den Dächern oder Motorhauben ihrer Jeeps, auf aufgeklappten Campingstühlen oder einfach im Sand und starren gebannt über den tiefblauen Ozean hinüber zum Horizont, über dem sich langsam die Sonne senkt, bevor sie sich in den Tiefen der Unendlichkeit für eine Nacht verabschiedet. Keine zwei Minuten später klettern dann all jene Sonnenuntergangsanbeter wieder hinters Volant, die Karawane rumpelt die Rampe wieder hoch und verschwindet in den Tiefen der Nacht. Bis zum nächsten Tag.

Broome: entweder man hasst es oder man liebt es. Es ist ein bisschen wie Saint Tropez; bummsvoll, teuer, aber irgendwie eben auch unheimlich charmant. Wir holen unseren kleinen blauen Roller heraus und kurven mit ihm durch die Straßen der einstigen Perlenstadt, beobachten vom Cafe aus das quirligen Treiben in Chinatown, spazieren am unendlich langen Cable Beach entlang, sehen Rochen im türkis-blauen Wasser entlang gleiten und bewundern die Fänge der Strandangler. Es ist fast ein bisschen wie Urlaub vom Reisen. Aloisius parkt im Schatten riesiger Palmen und Eukalyptusbäumen auf einem schönen Campingplatz und mit der Zeit werden wir fast schon fester Bestandteil der hier überwinternden Australier; ein Schwätzchen hier, ein gemeinsames Bierchen dort – wir haben durchweg eine schöne Zeit hier.

Doch wenn es am Schönsten ist, soll man ja bekanntlich aufhören. Nach so viel Zivilisation zieht es uns wieder in die Einsamkeit, in die Weiten der sagenhaften wie legendären Kimberley-Region. Wild, abgelegen, isoliert und mit dem Auto nicht zugänglich. Abgesehen von ein paar Ausnahmen.

Ok, die Schreckengeschichten über die miserablen Zustände der Pisten stellen wir jetzt mal hinten an. Das wird schon irgendwie gehen, Aloisisus ist ja nicht aus Pappmaché und vier brandneue Offroad-Reifen haben wir ja auch drauf. Also rollen wir ein paar Kilometer hinter Broome auf die Piste. Ja, es rumpelt sehr, der Boden ist sandig, die Piste teils eng mit nach oben laufenden „Seitenwänden“ (ähnlich einer Bobbahn), doch das Ziel lohnt alle Mühen: Cape Leveque. Rote Erde, wild tosendes, tiefblaues Meer und lange weiße Sandstrände eingerahmt von einzigartigen, in allen Schattierungen von Rot- und Ockerfarben schimmernden Sandsteinklippen. Wir umlaufen die Landspitze und können uns kaum sattsehen an dieser Landschaft, dieser unsagbar schönen Natur.

Nun wartet ein weiteres Highlight auf uns. Die bekannte und legendäre „Gibb River Road“. Die einstige „beef route“ (ursprünglich ins Leben gerufen, um das Vieh von den entlegenen Farmen mit langen Lastwagen an die Küste zu transportieren) verläuft auf rund 660 Kilometer mitten durch das „landwirtschaftliche Herz“ der Kimberly-Region. Auf wenigen Farmen leben noch weniger Menschen, dafür umso mehr Rinder auf Weiden so groß wie kleinere Nationen. Über den Straßenzustand dieser Schotterpiste hört man meist nichts Gutes, zudem ist sie fast ausschließlich in der Trockenzeit zwischen Mai und Oktober befahrbar. Wir sind gespannt, was uns erwartet und sind, trotz nun doch einiger Outbackerfahrung, auf das Schlimmste gefasst. Und gleich mal vorweg: die Piste ist eine geschotterte Autobahn. Wir trauen unseren Augen kaum. Topfeben, kein Schlagloch, ein ganz kein wenig Wellblechpiste und theoretisch auch mit jedem Sportwagen zu befahren.

Wir kraxeln in die ein oder andere Schlucht am Wegesrand. Die verhältnismäßig trockene, dafür extrem heiße Regenzeit hat wenig Wasser in die Flusssysteme und Wasserbecken eingespeist. Die sonst üppig fließenden Wasserfälle sind eher ein Rinnsal und in den letzten verbliebenen Wassertümpeln baden „Freshies“ – kleine Frischwasserkrokodile. Die Landschaft ist staubtrocken, monoton und wir fragen uns, wie die vielen Rinderherden unter diesen lebensfeindlichen Bedingungen überleben können. Wir selber kommen auf der Schotter-Autobahn zügig voran, Aloisius schaukelt uns bequem und ohne viel Geholper ans andere Ende der „Gibb“. Von wegen Horrortrip. Das war Outback-Cruising. Und ganz nebenbei: einsames Outback-Feeling ist etwas anderes. Von Menschen-Massen zu reden vielleicht auch, aber auf der „Gibb“ brummt’s. Kein Wunder eigentlich, ist die Strecke doch durch und durch touristisch organisiert, durchschnittlich alle 50 Kilometer gibt es eine Unterkunft und fließend Wasser. Sogar eine Autowerkstatt und ein Reifendienst stehen dem „tapferen“ Reisenden am Wegesrand zu Verfügung. Unsere anfängliche Freude ob dieser angeblich so sagenhaften „Strecke durch die Wildnis“ hat sich bald gelegt. Um ehrlich zu sein, wir können den Hype um diese Strecke nicht wirklich nachvollziehen. Doch immerhin sind wir sie gefahren und haben uns die „Gibb“ gegeben, auch wenn sie uns nicht so viel „ge-gibben“ hat….

Was der „Gibb“ fehlt, finden wir entlang einer großen Unbekannten. Ein wenig unscheinbar führt die Duncan Road über knapp 450 Kilometer versteckt von Kunurra durch die südlichen Ausläufer der Kimberleys nach Halls Creek. Zwischendrin: Nichts. Stille, Einsamkeit und eine unberührte Landschaft, die uns in ihren Bann zieht. Wir finden sagenhafte Schlafplätze neben der Piste, lauschen den Grillen im Mondschein und versuchen im tiefschwarzen Nachthimmel Millionen funkelnder Sterne zu zählen. Das hier ist Outback-Wunderland.

Vom verschlafenen Nest Halls Creek ist es ein Katzensprung in den Purnululu-Nationalpark, der auf Grund seiner einzigartigen Natur in die Liste der UNESCO-Weltnaturerben aufgenommen wurde. Felsformationen, unzähligen Bienenkörben gleich, stehen am Rande einer endlosen, baumlosen Ebene und strahlen im Sonnenschein in einer grandiosen Melange aus Rot und Orange. Diese Felsformationen sind es, die diesen Nationalpark so einzigartig machen. Zudem erleben wir am anderen Ende des Parkes in den engen Spalten einer schmalen Klamm beeindruckende Licht-und Schattenspiele und sind einmal mehr fasziniert von der landschaftlichen Vielfalt dieses riesigen Landes.

Und was dem Römer sein Rom, scheint für uns Alice Springs zu sein. Da sind wir nun wieder. Diesmal ging es mitten durch die Tanami-Wüste auf kürzester, 1.050 Kilometer langer Strecke von den Kimberleys ins Rote Zentrum. Die Tanami Road ist Outback pur, definitiv! Auch wenn es keine Wüste im klassischen Sinn mit Dünen und Oasen ist, so regnet es hier doch so gut wie nie und nur zähe, angepasste Pflanzen können überleben. Ein Kamel kreuzt unseren Weg und, wir trauen unseren Augen kaum, mindesten 80 Enten. Die motorisierten. Die von Citroen. Der australische 2CV-Club hat einen Ausfahrt quer durch Australien organisiert. Es ist eine wahres Spektakel, dieser „Entenmarsch“, wie er sich auf dünnen Reifchen den Weg über die rote Piste bahnt.

Am Ende der Tanami-Road liegt Alice. Wir freuen uns darauf und auf eine wirklich lange Dusche, um den Staub der Pisten abzubrausen. Es ist saukalt, nachts geht das Thermometer auf bis den Gefrierpunkt und auch tagsüber wird es nicht wirklich warm – was für ein Kontrast zum tropischen Norden. Wir „kühlen“ uns ein paar Tage ab, pflegen und reparieren ein paar Kleinigkeiten an Aloisius und lassen es uns gutgehen: im Ofen brutzelt Roastbeef: 1,248 Kilo Fleisch, Salz, Pfeffer, ein bisschen Olivenöl, bei 180°C im Ofen lange schmoren lassen.

Bisher riecht’s gut! Wenn’s jetzt auch noch schmeckt….


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  1. Alexa 8 Jahren ago Reply

    Wunderschöne Aufnahmen, eindrucksvoll! Bald habt ihr wirklich ganz Australien in eurem Repertoire! Weiter so, und viele Grüße aus dem sonnigen München von Alexa

  2. Karl & Alexa 8 Jahren ago Reply

    Hi Ihr 2! Das sind ja unglaublich schöne Bilder – Jakob und Tina unterwegs im Paradies, unberührt von Menschenhand, so scheint es manchmal. Die Kilometer purzeln, als Leser kann man’s eigentlich nicht fassen, wie Ihr so dahinzieht, dahinrumpelt, dahingleitet. Wunderbar!