Perth to Broome

Beginn des Lebens!

15.05.2011

VON PERTH NACH BROOME

Die Osterferien stehen auch hier in Down Under vor der Tür und es droht der totale Ausnahmezustand. Campingplätze, Hotels, Attraktionen – alles seit vielen, vielen Monaten ausgebucht; der Australier sorgt vor und überlässt nichts dem Zufall. Auf den aus Perth führenden Straßen reihen sich Toyota Land Cruiser mit Wohnanhänger, Wohnaufbau oder einfach nur so in einer schier endlosen Parade aneinander, alle mit dem Ziel, „outdoorsy“ zu sein und die freie Zeit in der Natur zu verbringen. Wir drehen den Spieß um und beschließen, dem kollektiven Wahn dadurch zu entgehen, dass wir die Osterfeiertage in Perth verbringen – wir sollten die Stadt fast für uns alleine haben.

Auf dem Weg aus der südlichen Ecke Western Australias nach Perth besuchen wir noch unsere Ur-Ur-Ur- (und noch ein paar Ur-) Ahnen am malerischen Lake Clifton: die Thrombolithen! Diese Thrombolithen (sehr eng verwandt mit den Stromatolithen – aber dazu später) sind „lebende Steine“, sogenannte biogene Sedimentgesteine (ja, ja, so was lernt man auf Reisen), die durch einen was-auch-immer gearteten biologischen, biophysikalischen (???) Prozess der sogenannten Cyanobakterien entstehen. Man muss sich das in etwa so vorstellen: die mikroskopisch kleinen Cyanos waren irgendwann einfach mal da, lebten im sehr salzigen Urgewässer und fraßen irgendwas. Das Irgendwas wurde, wie bei jedem Lebewesen, verdaut und wieder, nennen wir es mal abgesondert. Und eben diese Absonderungen, also der „Schiss“ der Cyanos, sind heute die Thrombolithen (und auch die Stromatolithen). Und eben diese wunderbaren kleinen Cyanos waren es, die aller Wahrscheinlichkeit nach alles Leben – vor geschätzten 3,5 Milliarden Jahren – wie wir es heute kennen und lieben, auf der Erde ermöglicht haben. Sie waren wohl die ersten Lebensformen, die durch Photosynthese Sauerstoff herstellen konnten. Dank dieser einzigartigen Fähigkeit wurde im Laufe der Jahrmilliarden unsere Atmosphäre geschaffen. Sagenhaft! Die Wiege der Menschheit liegt ähnlich einem versteinerten aufgeblähten Kuhfladen zu unseren Füßen. Einfach so. Einfach da. Ehrfürchtig bestaunen wir das Geschaffene, danken ihnen für ihre und unsere Existenz.

Perth, eine der abgelegensten Großstädte der Welt – bis nach Adelaide, der nächsten Millionenstadt, sind es unglaubliche 2.850 km – gefällt uns auf Anhieb. Wir dachten wirklich schon, es gäbe in Australien außer Sydney keine zweite wirklich besuchenswerte Stadt. Herrlich zwischen dem indischen Ozean und sanften Hügeln am Swan River gelegen, bezaubert Perth mit seiner unaufdringlichen Art. Der über 400 Hektar große Kings Park lädt zum Joggen, Spazierengehen und einfach Ausruhen ein, die Innenstadt versprüht einen fast schon nicht mehr erhofften Charme mit zahlreichen Cafes und Bars, der Stadtteil Subiaco erinnert ein klein wenig an Schwabing. In den beiden Museen der Stadt bestaunen wir (wie übrigens auch in jeder anderen Stadt Australiens) Dinosaurierskelette, ausgestopfte Viecher aller Arten und natürlich unzählige Zeugnisse der heroenhaften ersten Siedler, die dem unwirtlichen Land im Angesichte ihres Schweißes Farm- und Weideland abgekämpft haben. Auch eine Aborigines-Ecke darf nicht fehlen – museale Schuldbekenntnis. Nicht zu vergessen die teils wirklich sehenswerten auf Leinwand verewigten Darstellungen von Emus, Kängurus und ehemals scheinbar faszinierenden Urlandschaften. Trotz der atemberaubenden Analogie aller australischer Museen saugen wir nach den unendlichen Weiten der Nullarbor Plain, den schier endlosen Kuhweiden zwischen Albany und Bunburry, den immergleichen Shopping Malls, den an Angebotsgleichheit nicht zu überbietenden Supermärkten oder den sich ständig zu findenden und immer gelich aussehenden viktorianischen town halls diese Abwechslung fürs Auge und Gemüt wie trockene Schwämme auf.
Inzwischen sind wir seit etwas mehr als vier Monaten in Australien, davon drei ständig auf Achse. Nach über 12.000 km auf holprigen, an Schlaglöchern reichen Pisten und Straßen, nach ein paar Tagen Ruhe, Ausschlafen und mentaler Totalabschaltung kommt er dann und das mit voller Wucht, gänzlich unerwartet. Und zwar gleich die Variante deluxe! Woom…. Der Reisekoller. Da stehen wir nun vor unserem Reisemobil und überlegen ernsthaft, was wir hier eigentlich machen. Der gesamte Süden Australiens war entweder ein lange Fahrt durchs Nichts oder entlang an Kuhweiden, Äckern und aus Wellblech zusammen gezimmerten Farmen. Diese Art zu bauen, also mit Wellblech, hat auf Dauer etwas so trostloses, elendiges, so dass wir bei den seltenen Anblicken eines Steinhauses schon fast vor Verzückung jappsend davor stehen bleiben. Wir wollen an dieser Stelle nicht ungerecht sein: der südliche Teil Australiens hat definitiv seine Reize, aber die unsagbare dazwischen liegende Monotonie ist unglaublich, ja schon fast deprimierend: alle Häuser schauen überall gleich aus, nach dem x-ten Eukalyptusbaum, nach dem x-ten viktorianischen town hall, nach dem x-ten Erstaunen, dass es hier mehr Kühe als Menschen zu geben scheint, nach dem x-ten Lookout über eine sich kaum verändernde Landschaft sind wir der Meinung, dass dieses Land zwar einige wenige tolle Flecken Erde zu bieten hat, nur dazwischen findet sich wenig die Sinne stimulierendes. Öde, Monotonie, Langweile! Und wir mittendrin!

Dass der Koller kommt, ahnten, ja befürchteten wir; nun sitzen wir da und studieren Flugpläne, sondieren Termine zur Rückverschiffung unseres Autos und haben das erste Mal die wirkliche Empfindung von „Gefangenschaft in Freiheit“, das Gefühl, abbrechen zu wollen. Ja, abbrechen, aus fertig, basta. Zu lange saßen wir abends im strömenden Regen im Auto und haben gefühlte 20 Millionen Punkte bei entweder Rommé oder Scrabble erspielt als draußen zu sitzen und den angeblich sagenhaften Sternenhimmel der südlichen Hemisphäre zu bewundern. Immer wieder wägen wir auf stundenlangen Spaziergängen im Kings Park unter weiteren Eukalyptusbäumen das Für und Wider eines Reiseabbruchs ab. Letztendlich beschließen wir, weiter zu machen, jedoch mit der Option, es wirklich sein zu lassen, sollte die Fahrt nach Norden, Richtung Tropen keine wirkliche Abwechslung bringen.
Mit wenig Elan bereiten wir nach inzwischen fast 14 Tagen in Perth unsere Weiterreise vor. Und als ob der Frust nicht reichen würde, stellen wir Samstagabend, dem Abend vor der Weiterreise, fest, dass der hintere rechte Stoßdämpfer aus seiner Halterung gerissen ist und lose, nutzlos herunterbaumelt. Motivation schaut anders aus. So können wir nicht weiter und die lokale MAN-Werkstatt macht auch erst am Montag wieder auf. Genervt, frustriert und latent gereizt warten wir auf Montag. Ganz in der Früh schwingen wir uns auf den Bock und ab in die Werkstatt. Der erste, flüchtige Befund attestiert zwei Möglichkeiten: entweder muss ein neuer Stoßdämpfer aus Deutschland her – das würde ein paar Wochen dauern, sagt man uns – oder man kann den gebrochenen Haltebolzen rausbohren und den Stoßdämpfer mit einem neuen wieder fixieren. Wir sitzen im Schatten riesiger LKWs und sind zum Warten verdonnert. Wir fühlen uns ein wenig wie auf dem Weg zum Schafott. Nach langen 3 ½ Stunden kommt die Erlösung: der Bolzen ist raus, ein neuer passt und Knut sei am frühen Nachmittag wieder „ready to roll“. Immerhin.

Endlich geht es dann am nächsten Tag weiter. Was wird die Zukunft bringen, fragen wir uns beim Rollen durch wenig nette Vororte vorbei an wenig netten Industriebauten. Ach ja, und in eine weitere Shopping Mall ging es auch: wir kaufen das immer gleiche Toastbrot, den immergleichen Käse, die immergleiche Salami (fettreduziert) und scheinbar australienweit genormte Hühnchen und Steaks. Schweigsam, nachdenklich und ein wenig traurig über die Entwicklung erreichen wir nach knapp 250 km unser erstes Etappenziel: Cervantes nördlich des Nambung National Parks. Dieser Ort ist malerisch am Meer gelegen, strahlt wenigstens ein bisschen Charme aus und seine Palmen gesäumten Straßen tun dem eukalyptusmüden Auge gut.

Gekommen sind wir aber nicht wegen der nicht existenten Sehenswürdigkeiten von Cervantes, sondern den sogenannten „Pinnacles“ im nahe gelegenen Nambung National Park. Und was waren die Dinger die Fahrt wert! Die Pinnacles sind teils bis zu 4 Meter hohe Felssäulen inmitten einer kleinen Wüste. Diese Säulen blieben nach Millionen Jahren der Erosion dank ihres festeren Gesteins einfach stehen und wirken, umgeben vom Sand, wie eine riesige, versteinerte Armee von Kriegern. Es ist wahrlich sagenhaft. Stundenlang fahren und spazieren wir zwischen diesen eigentümlichen Formationen umher und genießen die Abwechslung, die natürliche Schönheit, die lang vermisste Exotik und denken uns, dass wir uns nach dem Fast-Abbruch in Perth kein besseres erstes Etappenziel hätten aussuchen können. Müde, entspannt und glücklich genießen wir ein schönes Fläschchen Wein, fettreduzierte Salami und den allbekannten Geschmack des hassgeliebten Käses, fallen schließlich mit schweren Augen in unsere Koje und schlafen den Schlaf der Seeligen.

Unser erklärtes Ziel ist es, zügig, aber nicht hetzend voran zu kommen. Siebenmeilenstiefel mit der Möglichkeit zum Inne halten, sollten des Wegerandes ungeahnte, in keinem Reiseführer beschriebene Sensationen auftauchen. Nach den fabelhaften „Pinnacles“ soll es am nächsten Tag nach Kalbarri gehen – 420 km größtenteils direkt am Indischen Ozean entlang. Nach etwas mehr als der Hälfte legen wir einen Stopp in dem wirklich überraschend netten Städtchen Geraldton ein, besuchen ein sehr informatives Museum, das sich fast zu Gänze der Tragödie und der folgenden Meuterei der Batavia sowie dem im Zweiten Weltkrieg von einem deutschen Kanoneboot vor der Küste Westaustraliens versenkten Zerstörer HMAS Sydney widmet. Und es gab keine Dinos – herrlich.

Der Kalbarri National Park in der Nähe des ebenso genannten Örtchens übertrifft nun wirklich alle unsere Erwartungen: über sandige Pisten geht es durch eine urige Landschaft an die Kante einer steil und tief abfallenden Schlucht. Im Tal schlängelt sich der Murchison River durch eine fremde, einzigartige Landschaft. Es ist wahrlich Balsam für die Seele. Wir stehen in sengender Hitze, lassen den Blick über das Funkeln der Sonne im träge fließenden Fluss hinweg an den Horizont schweifen und verspüren das erste Mal das Gefühl, im „wirklichen“ Australien, im Australien der landschaftlichen Besonderheiten angekommen zu sein. Einige weitere Kilometer über sandige Pisten später kraxeln wir über roten Fels zu dem bisher wohl spektakulärsten Anblick dieser Reise: dem Nature’s Window: Wind, Regen und Erosion haben hier ein wirkliches Fenster in eine feuerrote Felswand hoch über dem Murchison River geschaffen. Und es ist wirklich, als werfe man einen Blick in die erdgeschichtliche Vergangenheit: auf der einen Seite tummeln sich (neben uns) noch einige andere Besucher und der Blick geht durch das „Fenster“ in eine unberührte, urtümliche Landschaft und mit ein wenig Phantasie kann man Horizont all die Dinosaurier stehen sehen, welche sich heute in den Museen Australiens befinden. Es ist ein wirklich erhabener Anblick. Die gesamte Region wird von einer bizarren, zerklüfteten Steilküste vom Meer getrennt. Der raue, abweisende Küstenverlauf lässt erahnen, wie uneinnehmbar den ersten Forschern im 17. Jh dieses Land vorgekommen sein mag.

Ein für australische Verhältnisse kleines Stücken gen Norden, nach ca. 300 km, erreichen wir die als UNSECO Weltnaturerbe klassifizierte Shark Bay mit seinen unglaublichen Stränden und einer für das Laienauge leider nicht wirklich sichtbaren Biodiversität. Als Weltnaturerbe gilt eine Region, die für die Entwicklung oder die Zukunft der Weltgeschichte im biologischen Sinne von herausragender Signifikanz ist. In der Shark Bay ist es die scheinbar einzigartige Meeresflora- und Fauna sowie die Existenz weiterer Ur-Ur-Urahnen des Lebens: in den weltberühmten und von unzähligen Biologen und anderen Wissenschaftlern erforschten Hamelin Pools finden sich die Eingangs erwähnten Stromatolithen. Seit Jahrmilliarden sitzen auch hier die bekannten Cynos und bauen mit ihren Exkrementen Türmchen und Kugeln, mal flacher, mal höher, immer anders. Eine weitere Wiege der Menschheit. Kurz vor Verlassen der Region stecken wir am berühmten Shell Beach, einem Strand ganz und gar nur aus Muscheln, und das angeblich in einer vertikalen Dicke von bis zu 10 Metern, unsere müden Füße ins erfrischende kühle Nass des Indischen Ozeans. Ein unendlicher Traum aus kleinen, weißen Muscheln.

Noch einmal ein paar hundert Kilometer weiter nördlich liegt das unscheinbare Örtchen Carnavaron: klimatisch hat man mit Passieren dieses Ortes den Sprung in die Sub-Tropen geschafft. Ja, endlich: Tropen, Wärme und beginnende exotischer Flora. Und Bananenplantagen, so weit das Auge reicht. Wir schlagen unser Nachtlager direkt neben einer solchen auf und in der Dusche sitzt ein großer, giftgrüner Frosch. Das ist Exotik!

Außerdem nehmen mit jedem Meter, den wir weitere Richtung Norden gelangen, auch die Fliegen zu. Es ist unglaublich. Kaum aus dem Auto raus, stürzen sich die nervigen Biester auf einen und das mit einer besonderen Vorliebe für Nase, Ohren und Mund. Eine fand den Weg in Jakobs Innerstes durch die Nase, eine weitere über einen Sturz die Speiseröhre hinab – bei so viel Potential zum wirklichen Nerven ist es Zeit, sich zu „benetzen“. Will heißen, dass wir uns fortan bei jedem Aufenthalt draußen ein Netz (das kann man hier speziell käuflich erwerben) über den Kopf stülpen. Schaut dämlich aus, hilft aber. Helfen tut auch, dass hier viele Menschen derart benetzt herum laufen und man also mit seinem etwas döflichen Anblick nicht ganz einsam und alleine ist. Irgendwie kommen wir uns vor wie in einen atmungsaktiven Sack gesteckt. Naja, wenn’s hilft.

Unser Entdeckerwille ist wieder geweckt. Seit der Abfahrt aus Perth und dem Zurücklassen einer großen Portion Frust haben wir wunderbare Landschaften sehen dürfen, fanden die lang ersehnte Abwechslung für Auge und die Seele und sind wieder vom Willen, die Dinge zu erkunden, gerieben und beseelt. Und weil zu schön zu schön wäre und auch zu einfach, landen wir am Abend auf einem Campingplatz, der keinen Vergleich mit dem Ballermann auf Mallorca oder dem abscheulichen Ort Lloret de Mar scheuen muss. In der Retortenortschaft Coral Bay– der Name klingt um ein vielfaches verlockender, als es dann wirklich ist –finden wir einen Stellplatz, der eher an Massencamperhaltung denn der Sehnsucht nach australischen Outback entspricht. Eingepfercht zwischen Wohnanhängern fühlen wir uns wie eine in Öl eingelegt Sardine in einer viel zu engen Dose. Kurz: es ist zum Kotzen hier. Zu allem Überdruss belagern Scharen lärmender, jeglichen Anstand vermissen lassender und obendrein extrem rüpelhafter Rucksacktouristen den gesamten Platz. Die ganze Nacht sitzen diese „Aushängeschilder“ ihrer jeweiligen Nation um einen Joint herum, spielen Gitarre und singen so grauenhaft schlecht, dass es dem Ohr richtiggehend weh tut. In den öffentlichen Anlagen schaut es aus, als ob sich der gesamte Inhalt eines monströsen Schweineeimers großflächig über diese verteilt hätte. Und: auf dem gegenüberliegenden Stellplatz finden sich schließlich noch zwei australische Pärchen mit insgesamt sieben Kindern ein. Das erklärte Ziel der Kinder scheint zu sein, einen neuen Dezibelrekord im Brüllen aufzustellen und das der Eltern, auf keinen Fall vor Erreichen der 3,9 Promillegrenze ins Bett zu gehen. Hurra, ein Ort zum Wohlfühlen! Am nächsten Tag ergreifen wir entgegen dem Plan, von hier aus das scheinbar spektakuläre Ningaloo Riff zu erschnorcheln, die Flucht, nicht aber ohne vorher durch das laute und absichtlich ewige Aufwärmen des Motors einige der kiffenden Aussteiger aus ihren berauschten Träumen zu dröhnen.

Nun liegen vor uns einige lange Strecken. Erst einmal sind es knappe 650 km auf dem Weg in das kaum bekannte Tom Price. Tom Price verdankt seine Existenz dem Vorhandensein von geschätzten 40 Milliarden Tonnen hochwertigen Eisenerzes in der Pilbara Region. Diese Region ist bis auf wenige Ausnahmen kaum erschlossen und wird von Besuchern eigentlich auch nur wegen des Karijini National Parks angesteuert. Von der Küste führt die Straße in ein wirklich scheinbar kaum besiedeltes Gebiet einer aber erstaunlicherweise nicht erdrückenden Leere der Natur. Kleine Berge, Bergkämme und Schluchten dominieren das Bild. Mache der Berge haben Abbrüche, die wirken, als habe ein urzeitliches Monster den Fels einfach weggeschlagen. Ewigkeiten sehen wir kein anderes Fahrzeug und nur ganz selten kommen uns Fahrzeuge der dortigen Minengesellschaft „Pilabara Ore“ entgegen. Der Ort Tom Price ist wenig aufregend, nett aufgeräumt mit ständig bewässerten Grünflächen. Doch liegt wegen dem Abbau des Eisenerzes aus der blutroten Erde über all dem ein dicker Schleier roten Staubes.

Tom Price ist idealer Ausgangspunkt, den Karijini National Park zu erkunden. Über enge, teils steinige, teils sandige Pisten geht es in das Herz des Parks, dem Zusammenfluss dreier Flüsse in einem fast unzugänglichen Gewirr aus tiefen Schluchten und engen Klammen. Der Anblick dieser von der Natur geschaffenen Kreuzung der Wasserwege verschlägt uns den Atem. Auf Plattformen kann man über den Rand des Abgrundes gehen und der Blick stürzt hunderte Meter in die Tiefe. Mit all der umgebenden Ruhe, dem sanften Fließen der Flüsse, den malerischen Sandbänken am Rande der senkrechten Felswände hat die Szenerie etwas derart Beruhigendes, dass wir einfach nur dastehen, schauen und schauen und dastehen. Kein Mucks ist vom Wasser zu hören, nur gelegentlich durchdringt der grelle Balzgesang eines unsichtbaren Vogels die Stille. Und schließlich die Frage im tiefsten Hessisch, ob das unser Laster auf dem Parkplatz gehöre. Versunken standen wir da und diese für uns völlig unerwartete „Ruhestörung“ (und auch noch auf Deutsch) bringt uns in die Realität zurück. Wir ratschen ein bisschen mit den beiden aus der Nähe von Frankfurt, diskutieren Benzinpreise und ob es nun heiß sei oder lediglich warm. Eine Weile später sind wir wieder alleine, genießen die unbeschreiblich schöne Landschaft und die Ruhe und sind froh, in Perth nicht aufgegeben zu haben.

Zwischen dem Karijini National Park und unserem nächsten Etappenziel Broome ganz oben im Norden liegen nun etwas über 1.200 km. Wir haben uns bewusst für den längeren Weg entschieden: nicht über den Highway, sondern entlang der kaum befahrenen Outbackroute durch die Hamersley Range, mitten durchs Herz der Pilbara. Für 340 km benötigen wir fast sieben Stunden. Die Fahrt war jede Minute wert und wir kamen aus dem Staunen kaum mehr heraus. Nordöstlich von Roebourne treffen wir wieder auf den Highway und nun heißt es Kilometer fressen: fast 1.000 km totale und absolute Monotonie liegen vor uns. Derart vollgepumpt mit positiven, wunderbaren und einzigartigen Eindrücken sitzen wir das locker ab und erreichen nach einer Pause am Rande des Eisenerzverladehafens Port Hedland das nun wirklich tropische Broome.

Dieses von Perlentauchern und anderen Abenteurern gegründete Städtchen empfängt uns nach dem vielen Regen der letzten Monate in voller Blütenpracht. Und mit einem wirklich netten Stadtbild. Wir sitzen im Cafe im Schatten, trinken eine Limonade und finden, dass es seit Perth gut gelaufen ist. Hoffentlich geht es so weiter.

 

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